„Zeitzeugen sind die besten Geschichtslehrer“, so leitete Sally Perel seinen fast zweistündigen Vortrag über „Hitlerjunge Salomon“ ein, den die Schülerinnen und Schüler der Fachoberschule – Gesundheit und Soziales – Schwerpunkt Sozialpädagogik zusammen mit anderen Braunschweiger Schulen gestern besuchten. Sie hörten den bewegenden Worten des 92-Jährigen zu. Was er in seiner Jugend erlebte und bis heute zu verarbeiten hat, ist kaum vorstellbar.

Ihm ist es gelungen, was in der Geschichte einmalig ist. Er hat den Nationalsozialismus überlebt, indem er seine jüdische Herkunft verbarg und sich als Mitglied der Hitlerjugend tarnte. Mit gerade mal zehn Jahren musste er aus seiner Heimat flüchten und mit seiner Familie in Polen ein neues Leben anfangen. Auch dort musste er nach dem Vormarsch der Nationalsozialisten im Jahr 1935 um sein Leben fürchten, sodass ihn seine Eltern in die Sowjetunion schickten. In Minsk wurde er von deutschen Soldaten festgenommen. Um zu überleben, gab er sich als Volksdeutscher aus. Zwei Jahre war er anschließend als Dolmetscher für die Deutschen tätig. 1943 kam er auf eine Akademie der Hitlerjugend in Braunschweig. Während dieser Zeit lebte er im Zwiespalt mit sich selbst. Zum einen halfen ihm die Abschiedsworte seiner Mutter „du sollst leben“ durchzuhalten. Zum anderen wollte er befolgen, was ihm sein Vater mit auf den Weg gegeben hat. Er solle sich stets seiner jüdischen Herkunft bewusst sein. Seine Geschichte hat er im Buch „Hitlerjunge Salomon“ niedergeschrieben.

Heute lebt Sally Perel in seiner Wahlheimat Israel und reist mehrmals im Jahr nach Deutschland, um Schülerinnen und Schüler über den Holocaust aufzuklären. Er hat sich dies zur Aufgabe gemacht, da die Taten nicht vergessen oder gar geleugnet werden dürfen. Er hofft, seine Zuhörer mit seiner Lesung zu erreichen.

Dies hat er geschafft! Sichtlich bewegt verließen die Schülerinnen und Schüler das C1. Sie wissen es zu schätzen, dass sie Sally Perel als Zeitzeugen erleben durften.

Sally Perel war als Gast der Otto-Bennemann-Schule am 17.09. um 9 Uhr eingeladen worden. Um 11:30 Uhr hielt er ein weiteres Mal seinen Vortrag, zu der die Arbeitsgemeinschaft gegen Rechts eingeladen hatte.

Am 19.09. gehen interessierte Schülerinnen und Schüler der Fachschule für Sozialpädagogik ins Kinder- und Jugendzentrum Mühle (Beginn: 18:30 Uhr; Adresse: An der Neustadtmühle 3.)